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Carlo, Keep Swingin’

Deutschland 2015 / Dokumentarfilm / 84 Minuten / Regie: Elizabeth Ok / ab 0 Jahren freigegeben

Hintergrund

Als die Regisseurin, Filmproduzentin und ausgebildete Sängerin Elizabeth Ok im Jahr 2008 eine kleine Wohnung am Frankfurter Mainkai bezog, die ihr ihre Freundin Anita Honis Bohländer, Betreiberin der Musikkneipe Balalaika, vermittelt hatte, machte sie einen sensationellen Fund: Der Keller der Wohnung am Mainkai Nummer 6 war angefüllt mit Fotos und Briefen von Berühmtheiten wie Lee Konitz, Chet Baker, Albert Mangelsdorff, Bill Ramsey, Attila Zoller, Jutta Hipp u.v.a. Daneben gab es Noten, Schallplatten, Zeitungsausschnitte, alte Ausgaben von Jazzzeitschriften, Dokumente, Plakate, persönliche Gegenstände und eine Klarinette. Dies und vieles mehr waren die Hinterlassenschaften von Carlo Bohländer, einem der besten deutschen Jazztrompeter der 50er Jahre und Begründer des Domicile du Jazz, dem heutigen Frankfurter Jazzkeller – einer Institution des Jazz in Deutschland, über den viele amerikanische und internationale Künstler nach Deutschland und Europa kamen.

Elizabeth Ok begriff sehr schnell, was sie da für einen Schatz gefunden hatte und erhielt von Anita Honis Bohländer die Erlaubnis, diesen Schatz zu heben. Nach Sichtung des reichhaltigen Materials, beschloss Elizabeth Ok, dass nur ein Film diesem gerecht werden könnte. Sie knüpfte Kontakte mit Menschen, die damals zur Stammbesetzung des Domicile du Jazz gehörten und beschloss, sie in ihr Filmprojekt einzubinden. Ihre lebhaften Schilderungen aus den Anfängen der Frankfurter Swing- und Jazz-Ära, zusammen mit dem Material aus dem Kellerfund verweben sich im Dokumentarfilm „Carlo, Keep Swingin'“ von Elizabeth Ok zu einem eindrucksvollen Porträt der Frankfurter Jazzlegende und versetzen die Zuschauer mitten hinein, in eine spannende deutsche Epoche – in der die Stadt Frankfurt am Main und der Jazzkeller eine zentrale Rolle spielten. So beschreibt der Musikjournalist Michael Rieth die Funktion und Bedeutung des Jazzkellers: „Carlo erwirkte eine Konzession für dieses Gewölbe und nannte es Domicile du Jazz – Heimatstadt des Jazz“.

Zur Jazz-Historie in Frankfurt am Main
In Frankfurt wurde bereits 1928 Jazz am Dr. Hoch’s-Konservatorium unterrichtet, der ungarische Komponist Mátyás Seiber leitete die Kurse, bis die Nationalsozialisten dem 1933 ein Ende bereiteten. Carlo Bohländer, 1919 in der Mainmetropole geboren, studierte dort von 1935 bis 1938 klassische Trompete. Bereits während des Zweiten Weltkrieges 1941 versammelte er Fans und Musiker um sich und gründete gemeinsam mit Horst Lippmann den Hot-Club-Frankfurt, um im Verborgenen den Jazz zu leben. Diese Musik galt zum damaligen Zeitpunkt offiziell als Negermusik oder entartete Musik. Es brauchte Mut und eine gute Portion Enthusiasmus, diese Musik zu spielen. Die Anatomie des Swing – Bohländers zum damaligen Zeitpunkt einzigartige musikwissenschaftliche Abhandlung – war für viele seiner Wegbegleiter wie Emil und Albert Mangelsdorff, Günther Lenz, Gustl Mayr eine unverzichtbare Lektüre.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Carlo Bohländer das Domicile du Jazz oder den Keller, wie er fortan genannt wurde. Er diente tagsüber als einfacher Proberaum, nachts aber verwandelte er sich in die verrauchte und inspirierende Keimzelle des Jazz in Deutschland. Hier wurde echter Jazz gespielt und nicht amerikanische Schlagermusik wie in den gängigen Frankfurter GI-Clubs. Das Gewölbe wurde zum Dreh- und Angelpunkt für weltweit berühmte Jazzgrößen aus Übersee und Deutschland wie Keith Copeland, Duke Ellington, Ella Fitzgerald, Dizzy Gillespie, Paul Kuhn, Bill Ramsey und sogar Louis Armstrong. Auf keiner Bühne traten so viele legendäre Jazzmusiker auf wie dort. Und im Zentrum des Geschehens stand der Trompeter und Jazztheoretiker Carlo Bohländer. Er inspirierte und beeinflusste durch sein Wirken Duško Gojkovic, Emil und Albert Mangelsdorff und viele andere Musiker.