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Die Vision der Claudia Andujar

Originaltitel: The Lady with the arrows / Deutschland, Schweiz 2024 / Dokumentarfilm / 88 Minuten / Regie: Heidi Specogna / ab 12 Jahren freigegeben

Claudia Andujar

Claudia Andujar

 

 

 

 

 

 

 

 

Die heute über 92-jährige Claudia Andujar zählt weltweit zu den renommiertesten Fotografinnen.

Als Tochter einer Schweizerin 1931 in Neuchâtel geboren, wächst sie in Siebenbürgen nahe der ungarisch-rumänischen Grenze auf. Im Zweiten Weltkrieg wird das Gebiet 1944 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Ihr jüdischer Vater und zahlreiche weitere Familienmitglieder väterlicherseits werden deportiert und verlieren ihr Leben in Konzentrationslagern. Claudia Andujar und ihre Mutter fliehen in die Schweiz.

Ein paar Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übersiedelt Claudia Andujar zu einem Onkel nach New York. Sie studiert Humanwissenschaften und ist zunehmend fasziniert vom künstlerischen Medium Fotografie. Sie arbeitet daraufhin erfolgreich als Bildjournalistin, unter anderem für namhafte Publikationen wie „Life“, „Look“ und „The New York Times“. Das Moma (Museum of Modern Art) in New York nimmt Foto-Exponate von Claudia Andujar in seine Sammlung auf.

Ab 1955 lebt und arbeitet Claudia Andujar in São Paolo, Brasilien. Ab den 1960er-Jahren bereist sie das Amazonasgebiet und kommt in Kontakt mit dem Volk der Yanomami. In den 1970er- Fundação de Amparo à Pesquisa do Estado de São Paulo. Jahren erhält sie Stipendien der John Simon Guggenheim Memorial Foundation und der (FAPESP), um die Kultur der Yanomami zu fotografieren und zu erforschen.

Claudia Andujar lebt lange mit den Yanomami zusammen, kehrt immer wieder zu ihnen zurück. Sie dokumentiert ihre Lebenskultur mitten im Regenwald fotografisch. Sie erlebt auch den Zusammenprall mit dem brasilianischen „Wirtschaftswunder“ und damit einhergehenden Projekten, die den Lebensraum der Yanomami zu zerstören drohen. Und sie ist unmittelbar beteiligte Zeugin des bis in die Gegenwart andauernden Existenzkampfes der bedrohten Kultur der Yanomami.

Für Claudia Andujar werden diese Erfahrungen, weit über das Fotografische hinaus, zum eigentlichen Lebensthema. Couragiert engagiert sie sich persönlich und zusammen mit von ihr mitbegründeten Hilfsorganisationen für die Anliegen der Yanomami. Diese wiederum lernen von Claudia Andujar, wie sie sich den bestehenden Gefahren, etwa in Bezug auf Raubbau in den Regenwäldern oder Vertreibungsversuche, entgegenstellen können. Mit durchdacht angelegten, medial abgestützten Kampagnen vertreten sie ihre Interessen auch international. Der gemeinsame Kampf hat Erfolg: In den 1990er-Jahren werden den Yanomami von der brasilianischen Regierung in ihrem angestammten Lebensraum Gebietsrechte garantiert.

Allerdings ändert das nichts an wirtschaftlicher Profitgier, beispielsweise nach Weideland, und der Ausbeutung von Bodenschätzen. Weiterhin wird mittels Korruption und schierer Gewalt – die etwa von Agrarkonzernen, Holzfirmen und Goldschürfern ausgeht – durch die Zerstörung von Waldflächen oder Verseuchung von Wasserläufen versucht, den Einflussbereich der Yanomami zu mindern. Doch mittlerweile stellt sich eine junge, selbstbewusste Generation Indigener den Freveltaten entgegen. Sie führt den Kampf für ihre Rechte weiter, den Claudia Andujar begonnen hat. 

Im Jahr 2018 wurde Claudia Andujar vom Goethe Institut mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet, dem wichtigsten Preis der auswärtigen Kulturpolitik der Bundesrepublik Deutschland.

 

Ausstellungstip: In den Deichtorhallen in Hamburg wird vom 9. Februar bis 11. August 2024 eine Auswahl der wichtigsten Werkgruppen Claudia Andujars vorgestellt.