Regiekommentar
Ich wollte eine Komödie über Europa drehen, weil Humor die Menschen über alle Unterschiede hinweg verbindet – auch wenn sich Nationalismus und Xeno phobie immer weiter ausbreiten. Während der Recherche zu diesem Filmprojekt haben meine Co-Autorin und ich uns intensiv mit den Themen Multikulturalis mus, Rassismus, Ökonomie des Teilens, Solidarität und Europa auseinander gesetzt. Obwohl wir Deutschland schon lange als unsere Heimat bezeichnen, sind unsere persönlichen Erfahrungen als Nichtdeutsche immer durch zweierlei Kulturen geprägt, was wir als Bereicherung empfinden.
In „More than Strangers“ bringt eine Mitfahrgelegenheit von Berlin nach Paris fünf Individuen unterschiedlicher Nationalitäten in einem Auto zusammen. Auf jeder Etappe sehen sich unsere Protagonist*innen mit Situationen konfrontiert, die ihre moralischen Überzeugungen herausfordern. Sie müssen sich mit Missverständnissen, mit ihren eigenen Grenzen und denen der anderen auseinandersetzen. Trotz der Meinungsverschiedenheiten, Streitigkeiten, Anschuldigungen und unerwarteten Verzögerungen geht die Reise immer weiter, denn alle wollen in Paris ankommen. Unsere Charaktere geraten in Konflikt mit und über einen Mitreisenden, der keine Aufenthaltserlaubnis hat. Jeder muss seine Position verteidigen – keine einfache Aufgabe – vor allem, da der charismatische junge Mann überraschend fordernd und manipulativ ist. Unser eigener Blick auf andere Kulturen sagt eine Menge über uns aus. Auch wir haben Vorurteile und Klischees: So lasst uns damit spielen. Der Sprachmix aus Deutsch, Französisch, Englisch und Griechisch entspricht dabei der Realität in einer multikulturellen Gesellschaft. Er soll nicht nur komische Effekte erschaffen, sondern ist auch eine kreative Festlegung: Wörter aus anderen Sprachen evozieren spezifische Emotionen.
Sylvie Michel