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Nice Places to Die

Deutschland 2015 / Dokumentarfilm / 105 Minuten / Regie: Bernd Schaarmann / ab 6 Jahren freigegeben

Regiekommentar

»Wie lebt es sich mit dem Tod als Weggefährten oder genauer gesagt, wie hält man den Beruf als Bestatter aus?

Dieser Frage bin ich vor einigen Jahren nachgegangen, woraus mein Film „Leben und Sterben in Castrop-Rauxel“ entstanden ist. Bisher war ich der Meinung, dass meine Eltern und ich ziemlich eng mit dem Tod zusammen gelebt haben. Doch glauben Sie mir, es geht noch enger. Korrigiere, viel enger. Denn an einigen Orten dieser Welt hält man es mit der Nähe zu den Toten etwas anders.

Ein Leben als Bestatterkind war für mich immer normal und ich empfinde es heute als Geschenk, so aufgewachsen zu sein. Für die meisten Menschen ist „meine Normalität“ im besten Fall exotisch – den Zuschauern von „Leben und Sterben in Castrop-Rauxel“ aber zeigte sich, dass ein alltäglicher, gerade auch humorvoller Umgang mit dem Tod durchaus möglich ist. Besonders der Humor meines Vaters, der ihm half, seinen Beruf auszuhalten, führte im Film dazu, dass die Zuschauer die traurigen Momente ebenfalls ertragen konnten; oft erst im Nachhinein begriffen, wie intensiv sie sich mit dem Tod beschäftigt, sogar über ihn gelacht hatten.

Warum schreibe ich das?

Weil ich genauso weitermachen möchte. Weil ich wieder meinen nativen und vielleicht gerade deswegen naiven Blick einsetzen möchte, um über Leben und Sterben zu erzählen. Diesmal mit Schwerpunkt auf den Menschen, die auf dem Friedhof leben, dort wohnen, arbeiten, ihr Zuhause bei und in den Gräbern haben.

Die Nähe der Lebenden zum Tod, der ernsthafte und zugleich humorvolle Umgang mit ihm, ist dabei zentral für mich. Bei der Beerdigung meines Vaters war es dem Pfarrer bereits in der Kirche geglückt, ein Schmunzeln auf die Gesichter der Trauergäste zu zaubern. Das war gut so. Und es war erst recht gut, dass wir meinen Vater zuvor vier Tage lang im Wohnzimmer aufgebahrt hatten und jeder auf seine Art ein letztes Mal ganz persönlich von ihm Abschied nehmen konnte. Was früher normal war, ist heute für viele Menschen in Deutschland unvorstellbar – die Leiche des Toten im Kreise der Lebenden.

Mein letzter Film begann mit den Worten: „Ich bin Bernd und ich bin ein Bestatterkind.“ Dabei habe ich die Zuschauer mit an die Orte meiner Kindheit genommen. Jetzt möchte ich sie mit meinem Film „Nice Places To Die“ einladen mit mir fernere Orte zu besuchen, um dort Menschen zu begegnen, die für einen etwas „anderen“ Umgang mit dem Tod stehen und gerade deswegen einiges über das Leben zu erzählen haben.«

Bernd Schaarmann