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Original Copy – Bollywood ist unser Leben

Deutschland 2015 / Dokumentarfilm / 95 Minuten / Regie: Georg Heinzen, Florian Heinzen-Ziob / ab 6 Jahren freigegeben

Kino „Alfred Talkies“

Wenn man zum ersten Mal eine Vorstellung im „Alfred Talkies“ besucht, weiß man nicht, worüber man sich mehr wundern soll: Die unglaublich schlechte Filmkopie, aus der alle Farben herausgewaschen sind, dass der ganze Film rosa ist. Die nackten Füße, die einem der Hintermann neben die Ohren legt. Dass in der Reihe vor einem eine Frau ihre nasse Wäsche über die Sitze hängt, um sie während der Vorstellung zu trocknen. Dass viele hier ein Nickerchen halten. Oder auf ihren Handys lautstark Telefonate führen und alle daran teilhaben lassen. Kaum einer scheint ins „Alfred Talkies“ zu kommen, um Filme zu gucken. Action-Hits aus den 1990ern, in denen viel geschossen und noch mehr geprügelt wird. Aber wenn der Film reißt, oder die Szene mit dem nassen Sari rausgeschnitten wurde, trommeln die Zuschauer empört auf die Sitze aus Stahl, die extra eingebaut wurden, damit man sie nicht mehr herausreißen und Richtung Leinwand werfen kann.

Das „Alfred Talkies“, das Ende des 19. Jahrhunderts als Boulevardtheater im quirligen Mumbai Central an der Nahtstelle zwischen Rotlicht-Viertel und Ausgeh-Viertel erbaut wurde, hat schon viele Stürme überstanden: Das Aufkommen des Tonfilms in den 1930ern. Den Abzug der Briten. Und den Siegeszug der DVD Player, die das Monopol der Kinos gebrochen haben. Der nächste Sturm, der gerade heraufzieht, ist die Gentrifizierung. Die hat auch Mumbai Central erfasst und vertreibt die einfachen Leute, die hier arbeiten, hier wohnen und hier ins Kino gehen, in die Vorstädte. Aber der alte Vergnügungsdampfer „Alfred Talkies“ hält weiter tapfer Kurs.

»Really bad things haven't happened here«, sagt die Kinobesitzerin. »Or they've been stopped from happening. Because good souls are residing in this building.« Damit es so bleibt, geht der Filmvorführer jeden Morgen und Abend mit Weihrauch durch das Kino und segnet die Mitarbeiter. Ein Zeichen für die religiöse Toleranz, die im „Alfred Talkies“ gepflegt wird, wo Shiva, die Kabaa und Say Baba sich einen Schrein teilen. Eine Toleranz, die im Rest der Stadt selten geworden ist. Entscheidend für die Zuschauer des „Alfred Talkies“ ist aber der unschlagbare Preis: 18 Rupien, Parkett. 20 Rupien, Balkon. Dafür gibt es in den klimatisierten Multiplexen Mumbais nicht mal eine Tüte Popcorn.

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