Produktionskommentar
Fabian Halbig (NORDPOLARIS) über „Sorry Genosse“
Mit Vera Brückner verbindet uns als junge Produktionsfirma eine langjährige Zusammenarbeit. Bereits früh wurde ihr Faible für besondere Geschichten, die sie genau beobachtet und mit einer starken visuellen Handschrift erzählt, deutlich. Ihr Talent, dokumentarische mit inszenierten Momenten zu verbinden trat mit jedem Projekt mehr zum Vorschein. Als Vera uns 2019 von der Liebes- und Fluchtgeschichte um Hedi und Karl, die sie beide persönlich kennt, erzählte, war ich von ihr als Filmemacherin bereits vollends überzeugt. Hinzu kam diese wirklich unglaubliche Geschichte, die in meinen Augen politische, historische Brisanz mit großem Unterhaltungswert vereint. Diesen Kontext auch für jüngere „Nach-Wende-Generationen“, derer wir selbst Teil sind, erlebbar zu machen und einen emotionalen, unterhaltsamen, aber auch reflektierten Beitrag zu einem immer noch aktuellen „Grenzen“-Diskurs beizusteuern, war für uns als junge Filmemacher*innen immer das erklärte Ziel. Für den Dreh hatten wir ursprünglich einen Roadtrip mit den Protagonist*innen durch Rumänien geplant, um bedeutende Stationen dieser besonderen Fluchtgeschichte noch einmal nachzuerzählen.
Doch dann machte uns im Sommer 2020 die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Deshalb entschlossen wir uns zwei Wochen vor Drehbeginn, den kompletten Dreh umzudisponieren und den Film an fiktiven Orten in ganz Deutschland spielen zu lassen. Wie so oft beim Filmemachen zeigte sich erst nachher der Vorteil dieser sicher nicht ganz unmutigen Entscheidung: Der besondere Stil und die schier unglaubliche, aber wahre Geschichte wird durch die fiktionalisierten Bilder noch einmal unterstrichen. Entstanden ist nun ein „Dokumentarfilmfilmfilm“, wie Vera immer so schön sagt. Dass wir diese ungewöhnliche Produktion „in time“ fertigstellen konnten, war nur Veras grandioser Vorarbeit und dem talentierten Team zu verdanken. Bis zuletzt feilten wir am gedrehten Material, schnitten, pflegten Archivmaterial und Musik ein, diskutierten kontrovers, vertrauensvoll und stets konstruktiv. So muss Filmemachen sein!