Protagonist*innen
Über die Protagonist*innen in „Aufschrei der Jugend“
Clara (17 Jahre)
Für ihren ersten großen Auftritt als anklagende Rednerin vor der VW-Aktionärsversammlung zahlt sie einen hohen Preis: Beschimpfung, Stalking und mediale Diffamierung in einem Ausmaß, das sie in Panik versetzt. Trotzdem steht die Schülerin eine Woche später vor der Europawahl unerschrocken am Brandenburger Tor und spricht zu 15.000 Streikenden. Doch die emotionale Herausforderung wird noch größer, als sie kurz vor Corona mit ihrer Arbeit auf der Intensivstation beginnt.
Elias (14 Jahre)
Als Regisseurin Kathrin Pitterling den Jungen mit der Zahnspange zum ersten Mal trifft, hat der 14-jährige Scheu, für den Film ein Video-Selfi aufzunehmen. Er würde doch lieber Tagebuch schreiben, um zu zeigen, was er bei Fridays for Future erlebt. Seine Entwicklung ist so enorm, dass er nur sechs Monate später angstfrei am Brandenburger Tor vor über 100.000 Menschen steht. Sein 16. Geburtstag fällt auf die erste Demo zu Coronazeiten. Die Zeit in der Bewegung hat Elias an seine Grenzen gebracht und zu einem unerschrockenen, jungen Mann geformt.
Famke (15 Jahre)
Ihr Alltag: Freitag Demo. Sonntag 3 Stunden interne Videokonferenz. Montag 3,5 Stunden Auswertung des Freitags und Planung der nächsten Demo. Dienstag 4 Stunden offenes Plenum und erneutes Treffen der Kernorgagruppe, das Famke leitet. Parallel schaffte sie ihren MSA. Nachdem Verlust der Kernorga und weiterer Aufgaben fiel Famke in ein tiefes Loch, aus dem sie sich zurück zu kämpfen sucht.
Luisa (22 Jahre)
Wie niemand anderes steht sie hier im Rampenlicht wie in der Kritik. Und das sowohl seitens ihrer Gegner als auch der eigenen Reihen. Als sie mit Greta Thunberg den Welt-Klimagipfel in Kattowitze besucht, beschließt die Geografie-Studentin spontan, Fridays for Future nach Deutschland zu bringen und organisiert innerhalb nur einer Woche den ersten Streik in Berlin. Wenig später läuft gegen sie ein offener Mordauftrag.
Moritz (21 Jahre)
Moritz steht an vorderster Front. Bei den Demos wird er zum Experten für Sicherheit. Dazu gehört die Konfrontation mit rechtsradikalen Provokateuren. Als ein wegen Volksverhetzung verurteilter Youtuber seine Gesinnungsgenossen aufruft, zu einer Demo der Kinder und Jugendlichen zu kommen, wird es zu Moritz' Aufgabe, ihn zu finden. Der 21-jährige darf sich auf keinen Fall provozieren lassen und muss den Mann ruhig und entschieden bitten zu gehen. Erst dann kann die Polizei eingreifen. Eine extreme Situation, die er so das erste Mal erlebt.
Paul (17 Jahre)
Es war das Mädchen von den Marshall-Inseln, deren Schicksal ihn erschütterte. Sie erzählte ihm, dass ihre Heimat 2050 vom Meer überspült sein wird. Ihre Trauer ließ ihn nicht los. Deshalb kam Paul Anfang März ins offene Plenum von Fridays for Future. Paul ist leidenschaftlicher Schachspieler und beschreibt sich als Freigeist. Für ihn ist es kein Widerspruch, als er sich entscheidet, auf Weltreise zu gehen. Er „will die Welt sehen, so lange sie noch steht.“
Silvan (14 Jahre)
Das Lächeln voller Lebensfreude, die Kleidung orange-expressiv – der 14-jährige Silvan sprüht vor Begeisterung und Hilfsbereitschaft, als er Anfang 2019 zu Fridays for Future stößt. Fast ein Jahr lang verteilt er Flyer, hält seine erste Rede und hilft bei Aufbau und Technik – bis er aussteigt und sich von der Bewegung distanziert. Zu diesem Zeitpunkt sagt er über sich: „Ich bin zu einem Menschen geworden, der ich nie sein wollte.“
Willi (17 Jahre)
„Du hast mich das letzte Mal gefragt, ob ich Angst habe und ich habe verneint“, beginnt Willi das zweite Gespräch mit Regisseurin Kathrin Pitterling. „Deine Frage ließ mich nicht los ... und ich muss heute sagen: Ja! Ich habe Angst.“ Es ist diese Angst, nicht genug Menschen überzeugen zu können, um uns vor der Klimakatastrophe zu retten, die aus dem zarten ersten Geiger im Spandauer Jugendorchester einen zunehmend radikalen Verfechter des zivilen Ungehorsams macht.