Regiekommentar
Katharina Weingartner über „Das Fieber – Der Kampf gegen Malaria“
»Wir wollten die Menschen zu Wort kommen lassen, die tatsächlich mit Malaria leben, die dagegen kämpfen, die aber niemand hört und sieht. In den meisten Dokumentarfilmen werden die immergleichen postkolonialen Muster reproduziert und Afrika nur zur Bebilderung von ,Leid‘ und Abenteuer benutzt. Bei einem Themenkomplex wie Malaria war die Versuchung gegeben, sich auf die skandalösen globalen Verstrickungen zu konzentrieren. Damit wären die Sehgewohnheiten des globalen Nordens bedient, aber die von Malaria betroffenen Menschen müssten abermals als Opfer und Statist*innen herhalten. Es ist absurd, dass bei einer Krankheit, bei der 90% der Fälle in Afrika südlich der Sahara auftreten, über 90% der Forschungsgelder dafür in Nordamerika und Europa bleiben. Die Betroffenen werden mundtot gemacht und ihnen die Mittel zur Selbsthilfe verwehrt. Uns war es wichtig unsere Protagonist*innen als selbstbewusste Akteur*innen zu portraitieren, die den Kampf gegen die Krankheit sehr wohl selbst führen können und wollen.
Und Covid-19 macht Malaria endlich sichtbar. Das haben die vielen Menschen, die so zahlreich während der erschreckenden Pandemie in die österreichischen Kinos gekommen sind, uns immer wieder bestätigt. Endlich gibt es zu dem unsichtbaren Massensterben in Afrika eine Vorstellung, oder wie der kongolesische Moderator unserer Wien-Premiere meinte: „Covid ist das Malaria der Weissen“. Film ist ein wunderbares Medium, um die Menschen, die mit so einer Pandemie schon ewig leben und diejenigen, die davon seit jeher profitieren und jetzt erst um ihr eigenes Leben fürchten müssen, in Verbindung zu bringen: Das Kinopublikum kann erleben, wie Rehema aus Masaka in Uganda Tag für Tag gegen den Parasiten antritt. Und diesen Kampf im Kleinen gewinnt!«
Regisseurin Katharina Weingartner mit Protagonistin Rehema Namyalo und ihren Kindern während der Dreharbeiten zum Dokumentarfilm „Das Fieber – Der Kampf gegen Malaria“. © Jana Fitzner