Produktionskommentar
Hanneke Niens und Hans de Wolf über „Der verlorene Zug“
Das erste Mal haben wir mit der niederländischen Filmemacherin Saskia Diesing bei ihrem Debütfilm „Nena“ zusammengearbeitet, einer Koproduktion mit Deutschland, die ihr den Special Mention Jury Award auf der Berlinale 2015 einbrachte. Ihr zweiter Spielfilm „Craving“, der 2018 auf dem Internationalen Filmfestival Rotterdam seine Premiere feierte, wurde ebenfalls von KeyFilm produziert. Mit „Der verlorene Zug“ gehen wir gemeinsam einen weiteren Schritt und haben einen internationalen Film für ein internationales Publikum kreiert.
„Der verlorene Zug“ ist ein historischer Film, der auf wahren Begebenheiten beruht. Er handelt von einem Zug mit Tausenden von jüdischen Häftlingen, der im Frühjahr 1945 von Bergen-Belsen quer durch Deutschland fährt und in der Nähe des Dorfes Tröbitz strandet. Die Lokomotive wird abgekoppelt, die deutschen Soldaten fliehen und die Gefangenen werden zurückgelassen. Es stellt sich heraus, dass der Krieg (fast) zu Ende ist. Aus dem Osten dringen russische Soldat*innen der Roten Armee vor und besetzen Tröbitz. Die Russ*innen zwingen die deutsche Bevölkerung, den KZ-Überlebenden aus dem Zug Unterkunft, Verpflegung und Hilfe anzubieten. Gemeinsam mit den Frauen und Mädchen (die Männer und Jungen kämpfen noch an der Front) organisieren sie ein Feldlazarett, um diejenigen zu versorgen, die durch die unmenschlichen Bedingungen des KZ-Lebens an Typhus erkrankt sind.
Ehemalige Erzfeind*innen müssen sich in dem winzigen deutschen Dorf miteinander arrangieren. Auch die drei jungen Frauen, um die sich die Handlung kreist, stehen sich zunächst feindselig gegenüber: die jüdisch-niederländische Frau Simone (29), die deutsche Jugendliche Winnie (17) und die russische Scharfschützin Vera (21). Im weiteren Verlauf kommen sich diese Frauen allmählich näher, beginnen zusammenzuarbeiten und sich umeinander zu kümmern. Drei Frauen, die nach den Verwüstungen des Krieges dank der gegenseitigen Unterstützung einen ersten Schritt in eine Zukunft machen, in der das Mitgefühl die Rache, die Wut und das Misstrauen überwindet.
Es handelt sich um kein gewöhnliches Kriegsdrama, sondern um eine besondere Perspektive auf eine Ausnahmesituation, die die Widerstandsfähigkeit dreier junger Frauen Frauen auf die Zerreißprobe stellt. Dreier sehr unterschiedlicher Frauen, die langsam beginnen, die Menschlichkeit in den jeweils anderen zu erkennen.
In den meisten Kriegsfilmen stehen die Männer im Mittelpunkt. Das Besondere und Einzigartige an „Der verlorene Zug“ ist die genuin weibliche Perspektive: Im Mittelpunkt stehen drei junge Frauen. Darüber hinaus sind sowohl die Autorin/Regisseurin als auch mehrere der Produzent*innen Frauen. Das wird einen bis dato unbekannten Blick auf die damaligen Ereignisse gewährleisten.
Wir haben uns sehr darüber gefreut, die Dreharbeiten mit einer großen internationalen Besetzung und Crew, neuen und bewährten Talenten, sowie einer erneuten Zusammenarbeit mit den Produzent*innen von Amou Fou Luxemburg und Coin Film zu meistern!