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Finsteres Glück

Originaltitel: Finsteres Glück / Schweiz 2016 / Spielfilm / 114 Minuten / Regie: Stefan Haupt / ab 12 Jahren freigegeben

Regiekommentar

»Am 11. August 1999 bestieg ich am frühen Morgen in Zürich den Zug nach Straßburg, um dort die totale Sonnenfinsternis zu erleben, die an jenem Tag im Elsass und in Süddeutschland zu beobachten war. Ich wartete unter Hunderten, vielleicht sogar Tausenden von anderen Menschen auf den großen Moment. Wir hatten Glück. Die Sonne schien zur Mittagszeit. Das plötzliche Verdunkeln, das Verstummen der Vögel und Menschen, die Fahlheit des Lichts, die eintretende Kühle: es war ein magischer, unheimlicher Moment, und man verstand instinktiv, weshalb bis in die Neuzeit hinein Sonnenfinsternisse als Unheil bringende Zeichen göttlicher Schicksalsmächte galten. Elf Jahre später erhielt ich von Lukas Hartmann Post. Der bekannte Schweizer Autor sandte mir seinen neusten Roman „Finsteres Glück“, der mit genau diesem Tag anfängt. Ich begann das Buch zu lesen und war sofort in seinen Bann gezogen.

Ein kleiner Junge, Yves, mit einem dunklen Geheimnis, der in einer Familie aufwächst, die ihm keine wirkliche Geborgenheit bietet. Die Beziehung seiner Eltern: überschattet von massiven gegenseitigen Vorwürfen, finanziellem Druck, häuslicher Gewalt. Nach dem tödlichen Autounfall steht der Knabe auf einen Schlag mutterseelenallein da, völlig schutzlos sich selbst überlassen. Und daneben eine Psychologin, Eliane, alleinerziehend und autonom. Dass es mit der großen Liebe in ihrem Leben nicht wirklich geklappt hat: für sie ist es überwunden. Gefühle und Sehnsüchte werden im Beruf professionalisiert und domestiziert.

Diese beiden Menschen treffen nun am Tag der Sonnenfinsternis aufeinander. Was daraus entsteht, ist eine zarte, ungewöhnliche Liebesgeschichte: Der Junge spürt instinktiv, dass die Traumatherapeutin fähig ist, seinem Schicksal zu begegnen. Und gleichzeitig bringt er sie völlig unverhofft mit ihrer eigenen, ungelebten Trauer in Kontakt. Sie, die den Auftrag erhalten hat, Yves zu heilen, erfährt, dass dieser Junge genauso für sie und ihre Familie zum Katalysator wird. Denn auch Elianes Töchter können sich diesem Sog nicht entziehen, alle werden sie in der Folge an den Ort ihrer Verletzungen herangeführt.

Das universelle Thema Familie, das uns alle betrifft und betroffen macht; die Grenze zwischen Beruflichem und Privatem, die immer stärker verwischt; der Kampf um Liebe, Zugehörigkeit und Geborgenheit, die Frage nach Schuld und Unschuld – was schließlich zählt, ist die Kraft, sich schonungslos dem Erlebten, dem eigenen Schicksal in seiner ganzen Tiefe zu stellen. Dass im Roman dann auch noch der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald in Colmar eine wichtige Rolle spielt, ein Gemälde aus dem späten Mittelalter, das ich seit meiner eigenen Kindheit kenne und liebe, hat mich berührt. Und doppelt gefreut.«

Stefan Haupt

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v.l.n.r.: Lukas Hartmann (Autor der Romanvorlage), Chiara Carla Bär (Alice Hess), Noé Ricklin (Yves Zanini), Eleni Haupt (Eliane Hess), Stefan Haupt (Regie), Elisa Plüss (Helen Hess) und Rudolf Santschi (Produzent) während den Dreharbeiten zu „Finsteres Glück“ im November 2015 im Museum Unterlinden in Colmar © Triluna Film / Aliocha Merker