Regiekommentar
LILIAN FRANCK ÜBER IHREN UND ROBERT CIBIS' FILM „FUCK FAME“
»Als Tochter eines Psychologen beschäftige ich mich immer wieder filmisch mit den Grenzen von psychischer Gesundheit („Das Glück aus der Dose“ (2009), „Clemi flüchtet“ (1994), „Cora“ (2000) etc.). Bereits in den beiden Dokumentarfilmen „Omen. 15 Stunden Tekkno“ (1994) und „Supermerle“ (1997) habe ich mich mit der Partykultur eskapistischer Jugendlicher auseinandergesetzt. Psychische Krankheiten und Drogen scheinen zur Sängerkarriere dazuzugehören. Der Psychiater Borwin Bandelow erklärte anlässlich des Todes von Whitney Houston gar: „Nicht der Ruhm hat die Sängerin zum psychischen Wrack gemacht – ihre Erkrankung hat vielmehr den Erfolg erst möglich gemacht.“
Bei Uffie vereinen sich exzessive Partys, ihre bipolare Krankheit und ihre Drogensucht in einer Todessehnsucht. Wieder und wieder versucht sie, dagegen anzukämpfen. An eine romantisierte Sehnsucht nach dem Tod erinnere ich mich noch aus meiner eigenen Teenagerzeit. Die Mitglieder des Klub 27 – eine Gruppe von Stars, die alle im Altern von 27 Jahren gestorben sind, z.B. die Musiker Kurt Cobain, Jimi Hendrix, Jim Morrison – waren Vorbilder. Das Gefühl ist mir immer noch präsent. Damals ging es darum, dem Alltag, seinen Zwängen, der Gesellschaft zu entfliehen. Uffie verkörpert mein Gefühl von damals mit einer Radikalität, die ich früher bewundert hätte. Aber ich schaue inzwischen mit anderen, besorgten Augen darauf, ich habe zusammen mit Uffie Angst um ihre Zukunft. Eine Zukunft, von der ich mir wünsche, dass die heutigen Teenager, meine Kinder, sie lebenswert für sich gestalten. Dazu möchte ich als ,Erwachsene‘ mit diesem Film einen kleinen Beitrag leisten. Wenn der Zuschauer am Ende des Films einen jungen Menschen verstanden hat, der den Tod herausfordert und sich unverantwortlich gegenüber sich selbst und anderen verhält, dann ist er dieser Generation und ihren Problemen ein Stück weit nähergekommen und kann anschließend handeln.«
Lilian Franck